Dienstag, 20. September 2011

Das allererste Mal


Worüber ich hier erzählen möchte ist ein kleines Kletterleben. Und gerade  heute erinnere ich mich an mein allererstes Mal. Es ist knapp 2 Jahre her, da hing ich zum ersten Mal am Seil. Ich betreute einen siebten Geburtstag mit und musste als ordentliche Autoritätsperson natürlich auch mal an die Wand. Nach einer Zeitspanne von 3 bis 4 m klopfte ein alter Bekannte an meine innere Tür –  die Höhenangst. Und er brachte ein paar Freunde mit: die Angst, dass das Seil reißt, die Angst, dass mein Sicherungspartner das Seil loslässt, die Angst, sich zu blamieren, weil man so viel Angst hat und noch ein paar andere angsteinflößende Gesellen. Da ich mir ja bewusst war, dass das Seil auf jeden Fall reißen wird, wenn ich mich hineinsetzte oder  -falle, gab es nur eine Möglichkeit: Ich musste mich auf meine Route konzentrieren und all meine menschliche und übermenschliche Kraft zusammen nehmen, um das Ziel zu erreichen. Ich sah nur noch blaue Griffe (Dass es Tritte gibt, wurde mir erst später bewusst.) und kam letztendlich oben an.  Ich war mir sicher, dass ich mich, der völligen Erschöpfung zum Trotz, nicht in dieses Seil setzen werde, sondern eher wieder runterklettere. Doch eifrige, teilweise penetrante Mutmacher wollten dies einfach nicht zulassen. Jetzt mal ehrlich, dass mir mein Instinkt verbietet, mich in 15m-Höhe in einen Stoffsessel zu setzen, der an einem 1cm dicken Faden hängt, kann ich ihm nicht übel nehmen, oder? Als ich dies, nach Anbetracht der Tatsache, dass alle anderen in der Halle das bereits überlebt hatten, doch tat, krallte ich mich zur Sicherheit noch mit den Händen an der Wand fest. Aber das wollten DIE mir auch noch verbieten. Ich sollte den Faden festhalten! Noch schlimmer: Ich sollte vertrauen... Dem Seil, dem Sichernden, dem Umlenker... Ganz schön viel Vertrauen für meinen Geschmack. Die Ängste lieferten sich ein heißes Match und in einem kurzen Moment gewann die Angst vor der Bloßstellung die Überhand und ich rief: "AB!" So wurde ich also doch mit fest zugekniffenen Augen abgeseilt und landete völlig heil auf dem Boden...  Dieses von mir eindeutig als Nahtoderfahrung wahrgenommenes Ereignis machte mich irgendwie stark. Realistisch gesehen hätte ich nur vor ein paar Fünfjährigen damit angeben können, aber  ich prahlte und strotze vor meinen alten Bekannten – der Höhenangst, der Angst, dass das Seil reißt, der Angst, das mein Sicherungspartner...

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